“Living in a box” ist eine interaktive Installation, die Olaf Val für die spezifische Raumsituation des Kunstvereins entwickelt hat. Sie stellt die Frage nach den aktuellen medialen Bildmöglichkeiten und reflektiert zugleich unsere heutige Alltagserfahrung, die sich immer mehr zwischen Bildschirm und Tastatur, Internet und digital generierten Bildwelten abspielt. Mit dem omnipräsenten virtuellen Zugriff auf die Welt geht freilich auch die Abschottung von der realen Welt einher. Der Titel „Living in a Box“ ist dem gleichnamigen Song von Marcus Verve und Steve Piggot entlehnt, der in den 80er Jahren eine klaustrophobische Erfahrung von Ein- und Abgeschlossensein beschreibt.
Abb.: Catrine Val, Living in a Box, 2004, Aquarell, 17 x 25 cm

Wie nahezu alle Arbeiten Vals ist auch „Living in a Box“ gekennzeichnet durch die Verwendung einfacher Materialien und die Reduziertheit des technischen Aufwands. Mehrere rechteckige Flächenelemente aus Klarsichtfolie sind etwa in Augenhöhe in den Raum gehängt und prägen diesem eine neue Struktur auf. Bei näherer Betrachtung ist zu erkennen, dass in jede Folie eine elementare Anzeigematrix aus 35 Lichtpunkten eingearbeitet ist und über eine einfache elektronische Schaltung angesteuert wird. Die Folien, die in Größe und Form bereits an Bildschirme erinnern, werden dadurch auch faktisch zu Displays. Aufgrund der Transparenz der Folien ist der Blick auf den Monitor aber immer auch zugleich der Blick durch den Monitor hindurch. Die Folien sind somit Bildschirm im doppelten Sinne des Wortes. Einerseits zeigen sie im Daraufblick ein elektronisch erzeugtes Informationsmuster, andererseits im Durchblick das Bild der hinter ihnen liegenden visuellen Wirklichkeit. Letzteres übrigens ganz im Sinne von Leon Baptista Alberti, der bereits 1435 in die Idee des Bildes als „geöffnetes Fenster“ formuliert.

In dem Maße, wie sich das reduzierte Informationsangebot auf dem Bildschirm bald erschöpft, gewinnt der Blick durch den Bildschirm hindurch an Bedeutung. Anders als bei unserem inzwischen so selbstverständlich gewordenen Umgang mit Computer und Internet verlieren wir uns in der Installation Olaf Vals gerade nicht in einem Überangebot von Information, sondern werden letztlich zurückgeworfen auf uns selbst, auf unsere sinnliche Erfahrung der vom Künstler geschaffenen Situation. Diese Wirklichkeit wird damit für uns ungleich „wirklicher“, als es die virtuelle Wirklichkeit von Internet und neuen Medien überhaupt sein kann. Reinhard Buskies

www.kunstverein-bochum.de

Am Sonntag, den 5. Dezember 2004, findet um 17 Uhr in der Ausstellung ein Videokonzert mit dem Ensemble REALTIME RESEARCH statt.

REALTIME RESEARCH www.realtime-research.net
c/o Matthias Mainz Berliner Straße 37 51063 Köln / Germany
0221 469 71 91 0178 8 550 990 matthiasmainz@hotmail.com

Über REALTIME RESEARCH

Im Jahr 2001 in einer Studiosession von dem Kölner Trompeter Matthias Mainz gegründet, hat sich das Ensemble REALTIME RESEARCH mittlerweile zu einem Pool von Künstlern unterschiedlicher Disziplinen entwickelt.
In verschiedenen Besetzungen werden Projekte zwischen Konzert, Installation, Medienveröffentlichungen, Lectures und Workshops realisiert.

Zentrale Aufführungsform ist das Videokonzert.
Auf der Schwebe zwischen Konzert und Videoinstallation beschäftigen sich die Künstler mit dem Ausloten der Interaktionsgrenzen der eingebrachten Künste und Disziplinen Videokunst, Elektronische Musik, Improvisation, Performance, Sprache-Lautpoesie, Recherche und Dokumentation.

In arbeitsteiligen Research Groups arbeiten die Künstler an der Entwicklung neuer Module für die Realisationen und befassen sich dort jeweils mit Recherche, mit Video- und Audio Aufnahmen der Aufführungsorte, die in die Realisationen zurückfließen und mit künstlerisch-technischen Problemstellungen wie dem Entwickeln neuer Software Lösungen für die Live-Interaktion zwischen Sprache, Klang und Bild.

Der Einsatz der Mittel dient dabei am Ende immer dem thematischen Zusammenhang:
Der Reflektion über Sprache und Sinn, über Mittel und Macht, über direkte und mediale Kommunikation.


Biographien:

Matthias Mainz

studierte Trompete an der FolkwangHochschule Essen und an der Hochschule für Musik in Köln. Das Hauptaugenmerk seiner Beschäftigung liegt in den labilen Zwischenfeldern verschiedener Stilistiken und Kunstformen. Als Trompeter arbeitet Mainz mit der Ausarbeitung von erweiterten Spieltechniken, Geräuschhaftem, Mikrotonalität und elektronischen Mitteln an Improvisationskonzepten, in denen er ein Teil Substanz des Jazz in andere Zusammenhänge überführen und so retten helfen will. Seit 2001 arbeitet Mainz in dem Ensemble REALTIME RESEARCH stetig an der Verunklarung der Gattungsgrenzen.

Er war Förderpreisträger für Jazz/Improvisierte Musik der Stadt Köln 2001, erhielt Stipendien der Stiftung Kunst und Kultur in NRW für die CD Produktion MIT TRAUMANTRIEB und für die Auftragskomposition GENLABOR GENESIS und hielt sich im Winter 2001 als Stipendiat des Landes NRW in New York auf.


Luis Negrón van Grieken

Geb. 1974 in Caracas, Venezuela. Studium in der Physik und Medientechnik (TU-Ilmenau), sowie Gestaltung (Master Studium in MECAD Barcelona). Gaststudent an der Bauhaus Universität Weimar (Elektroakustische Musik). Mitglied einer Forschungsgruppe der Abteilung digitale Bildverarbeitung und -animation der Filmakademie Baden-Württemberg.
Arbeiten als Gestalter bewegter Grafiken in Caracas, Stuttgart und Berlin. Gastkünstler ( Forschung und Entwurf ) im Metronom Lab, Barcelona, dort Mitwirkung an der Realisierung multimedialer Werke unterschiedlicher Künstler.
Zur Zeit Anstellung als Ingenieur an der Kunsthochschule für Medien Köln.
Drei eigene Ausstellungen (Venezuela, Deutschland und Spanien) und zahlreiche Konzerte als Percussionist (Bandmitglied von Tripophon ) .

Hannes Hölzl

Geboren 174 in Bozen, Italien. Lebt seit 2002 in Köln.
Computermusiker und Audioprogrammierer. Studium der Musiktecnologie an der HKU Utrecht, Niederlande. Produktions- und Konzertkooperationen seit 2001 mit Echo Ho, seit 2001 mit Alberto de Campo und seit 1998 mit Andres Bosshard. Austellungen u.a. 2001 Biennale Venedig, 2003 Sprengel Museum Hannover.